Der Ausschuss für kirchlichen Entwicklungsdienst und Ökumene des Kirchenkreis Wesel führt in 2018 und 2019 die Kampagne „Plastik – teuflisch gut“ durch. Auch die Eine-Welt-Gruppe Wesel beteiligt sich an der Kampagne, in dem sie offensiv und öffentlichkeitswirksam Alternativen zum Plastikkonsum anbietet (siehe auch esperanza-Info 1-2018). Hierzu folgt nun ein gekürzter Gemeindebriefartikel von Pfarrerin Martje Mechels (GMÖ):
Plastik in den Weltmeeren
Dieses Jahr war ich mit meiner Familie im Urlaub in Ghana. Einige Tage haben wir an einem besonders schönen Ort verbracht: in Ada Foah, wo der große Fluss Volta in den Atlantik fließt. Ein schöner Sandstrand lädt zum Schwimmen ein. Beim Hineingehen ins Wasser liefen wir über viele schwarze Flecken auf dem Meeresboden. Algen? Nein! Plastiktüten! Die schwarzen „Hemdchentüten“, die überall im Lande verwendet werden.
Später entdeckten wir, dass direkt am Strand neben der Mündung große Mengen Müll liegen, vor allem Plastiktüten und -flaschen. Genauso sähe auch der Strand unseres Hotels aus, wenn er nicht jede Woche gereinigt würde. Nach der Reinigung stellt sich aber die Frage: Wohin mit dem Müll? Eine Müllabfuhr gibt es in Ghana nur in den großen Städten, aber nicht auf dem Land und auch nicht an der Küste von Ada Foah. Deshalb werden jede Woche zwei große Löcher in den Sand gebuddelt, der Müll dort hineingetan, ein großes Palmblatt oben drauf und das Loch wieder verschlossen. An anderen Orten in Ghana wird der Müll in der Regel verbrannt oder über einen Fluss entsorgt, der wiederum ins Meer mündet.
Kunststoff, der einmal im Meer ist, verschwindet daraus nicht mehr. Plastik ist teuflisch, weil er so lange haltbar ist: eine Plastiktüte: 50-60 Jahre – eine Plastikflasche: 450 Jahre – und ein Fischernetz aus Nylonschnüren: bis zu 650 Jahre! Irgendwann zerfällt der Kunststoff in immer kleinere Teile und sinkt schließlich als Mikroplastik auf den Meeresboden. 70% des Plastikmülls in den Weltmeeren befindet sich am Meeresboden, 15% wird an die Strände gespült und 15% kreiselt in sechs riesigen Strömungswirbeln in den Weltmeeren. Der größte im Nordatlantik ist so groß wie Zentraleuropa. Und jährlich kommen acht bis zwölf Millionen Tonnen Müll hinzu, das ist jede Minute ein ganzer Laster voller Plastikmüll!
Plastik gefährdet unsere Meerestiere und auch uns selbst. Große Wale verirren sich unter dem Plastikmüllteppich, Fische oder Robben verfangen sich in „Geister-netzen“ und Mikroplastik wird von Meerestieren mit Nahrung verwechselt: Schildkröten, Wale, Fische und Seevögel fressen Plastikteilchen statt Plankton und verhungern mit vollem Magen. Schlussendlich landet der Plastikmüll wiederum als Essen bei uns auf dem Teller.
Aber woher kommt der ganze Müll? 80% des Kunststoffes in den Weltmeeren wird als Hausmüll über Flüsse in die Meere entsorgt, besonders von Ländern, in denen die Abfallentsorgung nicht so geregelt ist wie bei uns. Die Länder mit der größten Verschmutzung liegen in Südostasien. Aber auch wir sind Mitverursacher: wenn wir Kosmetikprodukte oder Shampoos benutzen oder wenn wir Kleidung aus Kunstfaser waschen, geraten jedes Mal Mikroplastikteilchen ins Grundwasser.
Das kann so nicht weitergehen! – sonst gibt es im Jahr 2050 mehr Plastik in den Weltmeeren als Fische. Weltweit ist es dringend erforderlich, die Massenproduktion und den verschwenderischen Umgang mit Plastik zu ändern sowie den Müll besser zu entsorgen