
Zu Gast bei unseren Partnern am Bajo Lempa
Sigrid Kowollik und Lothar Rauer waren von Anfang Dezember 2016 bis Anfang Januar 2017 in Guatemala und El Salvador und nutzten ihre Reise auch zum Besuch der von der Eine-Welt-Gruppe Wesel geförderten Projekte am Bajo Lempa. Beide sind langjährige Mitglieder unserer Gruppe und haben die Partnerschaft und die Projektförderung maßgeblich mit aufgebaut.
Hier nun in Auszügen ihre Begegnungen und Eindrücke – der vollständige „Besuchsbericht“ ist auf dem Blog https://bajolempa.wordpress.com/ nachzulesen.

Schulmahlzeit in Amando López
Seit nun 10 Jahren besteht dieses Projekt, welches zunächst unter dem Namen „Früchteprojekt“ geführt wurde. Die rd. 200 Schulkinder erhalten an jedem Schultag ein ausgewogenes Essen, bei dem insbesondere Gemüse und Obst fester Bestandteil sind, neben Hühnerfleisch, Reis und Bohnen. Mit den 6.000 $, die die Eine-Welt-Gruppe Wesel jährlich für diese Speisung zur Verfügung stellt, kann somit mit den Grundnahrungsprodukte Öl, Bohnen, Mais, Reis, die das Bildungsministerium von El Salvador den Schulen in bescheidenem Umfang zur Verfügung stellt, ein ausgewogenes Essen erstellt werden. Dies ist besonders aufgrund der Tatsache sehr wichtig, dass in den meisten Familien den Kindern aufgrund der Armut ein solches Essen nicht geboten werden kann und ein Teil der Kinder gar vollkommen ohne Frühstück zur Schule kommen.
Das Essen wird von vier Frauen (Mütter von Kindern), die sich jeweils zu zweit wöchentlich abwechseln, gekocht. Man benutzt als Feuerstelle Brennholz, um Kosten für Gas zu sparen. Die Verwaltung des Geldes liegt mit unterschiedlicher Verantwortung in Händen verschiedener Personen des Lehrpersonals, um somit einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Spendengeldern zu gewährleisten und abzusichern. Jede verantwortliche Person bzw. Gruppe ist verpflichtet, Aufzeichnungen zu erstellen, die das gesamte Lehrpersonal erhält.
Das informative Gespräch mit dem Lehrpersonal beendeten wir gemeinsam mit einem Mittagessen. Im Namen der Eine-Welt-Gruppe Wesel bedankten wir uns bei den Verantwortlichen für die gute Umsetzung dieser Schulspeisung und für ihre zweimal im Jahr erstellten Berichte, die an den Vorstand der Gruppe in Wesel gehen. Die gute Projektumsetzung ist ein Ansporn für die Weseler Gruppe und sicherlich auch für die Spender/innen, alle Anstrengungen zu unternehmen, damit dieses Projekt fortgesetzt werden kann.

Kindertagesstätte in Nueva Esperanza
Wie jedes Jahr, zum Ende des Schuljahres, wurde in der Kindertagesstätte die Abschlussveranstaltung durchgeführt. Neben den kurzen Ansprachen u.a. von der Leiterin der Tagesstätte, unserer Projektverantwortlichen vor Ort, Gloria Núñez und Lothar Rauer als Vertreter der Weseler Gruppe, war die Veranstaltung von kulturellen Beiträgen der Kinder geprägt. Jungen und Mädchen führten einige traditionelle Tänze in der typischen Kleidung vor. Frühere Besucher der Tagesstätte haben die kleine Band „Semilla“ (Samen) gegründet und spielten mehrere Stücke. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden noch „Diplome“ für besondere Leistungen an Kinder und Eltern übergeben. Danach wurde an die Eltern und Kinder ein kleines Getränk und ein Sandwich verteilt.


Für die Entlohnung eines Teils des Personals, das Essen, Materialien und laufende Kosten für Strom und Wasser stellt die Eine-Welt-Gruppe Wesel jährlich rd. 13.500 $ zur Verfügung. Die andere Hälfte der Kosten übernimmt die katholische Kirchengemeinde in Bedburg-Hau.
Mehrere Eltern kamen auf uns zu, um sich persönlich bei uns, als VertreterIn der EWG Wesel, dafür zu bedanken, dass der Betrieb dieser Kindertagesstätte möglich ist, da in dieser Einrichtung den Kindern eine Erziehung, Bildung und Ernährung zu teil wird, die sie in dieser Art nicht leisten können. Regelmäßig finden Elternschulungen statt, die inzwischen intensiver besucht werden, da die Eltern gemerkt haben, dass sie dort in Erziehungsfragen Hilfestellungen erhalten. Anzumerken ist noch, dass bei einem Vergleich auf Landesebene in El Salvador die Kindertagesstätte in Nueva Esperanza als beste Einrichtung auf dem Land gewürdigt wurde.
Eine Mutter übergab uns einen Brief, in dem sie der Gruppe in Wesel ihre große Dankbarkeit ausdrückt. Nachfolgend dokumentieren wir diesen Brief:
Sehr geehrte Vertreter der Gruppe aus Wesel.
Nachfolgendes ist ein Brief, den ich an die solidarischen Menschen mit Herz geschrieben habe.
Ich möchte hiermit meine tiefe Dankbarkeit ausdrücken. Darin möchte ich auch feststellen, dass die Umsorgung und Ernährung unserer Kinder, besser ist, als wir in unseren Häusern leisten können, aufgrund der finanziellen Situation und der Arbeitslosigkeit.
Das gesamte Essen und die Erziehung sind sehr ausgewogen und fördert so die Entwicklung der Kinder bereits im frühen Kindesalter.

Es sei mir erlaubt zu erwäḧnen, dass mein erstes Kind vor vier Jahren die Kindertagesstätte beendet hat und dort viel gelernt hat. Heute ist er Sänger in der Musikgruppe und hat keine Scheu in der Öffentlichkeit aufzutreten. [auf Foto unten Sänger in der Mitte]
Bevor ich ende möchte ich anmerken, wie glücklich ich bin, dass es mir so möglich war, meinem Sohn eine Bildung mit ihrer Hilfe habe zukommen zu lassen.
Ich bin so dankbar und wünsche, dass ihnen und ihren Familien Gottes Segnungen zu teil werden. Ein frohes Weihnachtsfest und gesundes Neues Jahr.
Maria del Carmen und ihr Sohn Jesús Enrique
Stipendiat Victor Núñez

Victor absolviert seit Anfang 2014 ein Krankenpfleger-Studium. In El Salvador, wie auch in anderen Ländern in Europa, existiert kein Ausbildungssystem, wie in Deutschland. Daher findet die Krankenschwester- bzw. -pfleger-Ausbildung im Rahmen eines Studiums von fünf Jahren an einer Universität statt.
Mit Victor, der von der EWG Wesel mittels eines Stipendiums in Höhe von 3.600,- €uro pro Jahr unterstützt wird, sind wir in regelmäßigem Kontakt.
Am 24.12.2016 haben wir ihn bei einer Weihnachtsfeier der Familie Núñez getrofffen. Da er sein Semester mit sehr guten Noten abgeschlossen hatte, konnte er sich das Krankenhaus, wie auch den Zeitraum des Praktikums aussuchen. Er hat sich für das Hospital Rosales entschieden, da er da schon früher im Praktikum war und er dort gute Erfahrungen gemacht hatte. Besonders schätzt er an diesem Krankenhaus, dass er viel an praktischem Wissen lernt. Er findet es gut, dass die AusbilderInnen positive, wie auch negative Kritik anbringen. Schwierig war in diesem Praktikum für ihn, dass er auf der Intensivstation eingesetzt war und während seiner Arbeit dort auch ein Patient verstarb. Victor wurde von dem Personal gut aufgefangen und bei der Aufarbeitung dieses Erlebnisses begleitet.
In seinen Briefen schreibt er immer begeistert, wie gut ihm sein Studium und die Praktika gefallen, und was er dabei lernt. Aber er berichtet natürlich auch über die Schwierigkeiten und Probleme die während des Studiums auftauchen. Z.B. konnte er aufgrund einer Erkrankung an zwei Prüfungen nicht teilnehmen. Um nicht das Semester wiederholen zu müssen, hat er diese zwei Prüfungen auf eigene Kosten und im gleichen Semester nachgeholt. Victor freut sich schon auf die Fortsetzung seines Studiums. Das neue Semester beginnt ab Mitte Januar 2017.
Englischlehrerin Karla Flores

Karla Flores arbeitet seit mehreren Jahren als Englisch-Lehrerin am Instituto in Nueva Esperanza und wird von der EWG Wesel mit ca. 1.700,- €uro im Jahr unterstützt. Sie unterrichtet am Wochenende die 7., 8., 9. Klasse, sowie das 1. und 2. Abiturjahr. Insgesamt waren es 52 Schüler/innen, der Großteil kam aus den umliegenden Dörfern. Zum Schuljahresende hatte sich die Zahl der Teilnehmer/innen auf nur noch 30 reduziert, da viele aus Angst aufgrund der Kriminalität (insbesondere wegen der Morde am 05.10.2016 an fünf jungen Menschen in Nueva Esperanza) nicht mehr zum Unterricht kamen, bzw. das Land verlassen haben.
Karla hofft, genauso wie ihre Schulleiterin, dass die sich die Zahl der Schüler/innen wieder erhöht. Die Arbeit macht Karla viel Spaß, sie ist sehr engagiert und dies überträgt sich auch auf ihre Schüler/innen, die mit viel Begeisterung jeden Samstag zur Schule kommen.